Mit dem Pariser Klimaschutzabkommen wurde im Jahr 2015 ein völkerrechtlicher Vertrag von 195 Nationen unterzeichnet, welcher das globale Ziel, die Erderwärmung im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter auf "deutlich unter" zwei Grad Celsius zu begrenzen mit Anstrengungen für eine Beschränkung auf 1,5 Grad Celsius, beschließt. Die Bewältigung der Herausforderungen des Klimawandels, der Energieversorgungssicherheit und der Dekarbonisierung der Energieversorgung wurden somit bereits vor sieben Jahren beschlossen. Hierzu gilt es heute, Lösungen zu finden und diese gemeinsam umzusetzen. Der russische Angriff auf die Ukraine und die hieraus entstandenen Verwerfungen auf den Energiemärkten zeigen nochmals deutlich auf, welchen Abhängigkeiten unsere Energieversorgung ausgesetzt ist und welche negativen Folgen dies auf Wirtschaft und Verbraucher haben kann.
Versorgungssicherheit und Klimaschutz stellen alle Gesellschaftsgruppen – insbesondere aber die Wirtschaft – vor große Herausforderungen. Mit der Veranstaltung „Regionale Energierevolution“ haben sich die Wirtschaftsförderung im Landkreis Trier-Saarburg GmbH, der Zweckverband Industriepark Region Trier gemeinsam mit der Schoenergie GmbH zum Ziel gesetzt, zu informieren sowie Lösungsansätze und Zukunftstrends aufzuzeigen.
Als Referenten konnten der Klimaexperte und Mitgründer von „Scientists for Future“, Professor Dr. Volker Quaschning, der Vorstand der Stadtwerke Trier, Arndt Müller, und der Schoenergie-Geschäftsführer, Gerd Schöller, gewonnen werden. Vor dem, mit 170 Besucher:innen aus Politik und Wirtschaft, voll besetzten Saal gingen diese ganzheitlich auf die aktuellen Problemstellungen und die Möglichkeiten für eine regionale sowie klimaneutrale Energieversorgung ein.
Klimaneutrale regionale Stromversorgung
Arndt Müller, Vorstand der Stadtwerke Trier, eröffnete die Veranstaltung und erläuterte zunächst, wie die Stadtwerke Trier die Sektoren Energie, Mobilität, Kommunikation und Daseinsvorsorge miteinander vernetzen. So zeigte Müller die 4 Schritte der Stadtwerke Trier zu einem regionalen Energieabgleich auf. Die Energiestrategie baut aufeinander auf und besteht aus: Energie sparen > grüne Energie erzeugen > speichern & regeln > digital abgleichen. Ziel ist es, das Energiepotenzial der Region vollständig zu heben und Kapazitäten – auch in Bezug auf Speichermöglichkeiten – optimal zu nutzen. Ebenso sagte Müller, dass die Ziele der Erreichung der Stromwende (2030), der Verkehrswende (2034) sowie der Wärmewende (2038) klar definiert seien.
Bezug von Netzstrom durch Eigenerzeugung mittels Photovoltaik
Im Anschluss erklärte Gerd Schöller anhand von Praxisbeispielen, wie Industrieunternehmen ihren Strombedarf mit Dachanlagen, Stromspeichern und Freiflächensystemen decken könnten. „Mit Photovoltaik können Unternehmen einen großen Teil ihres Strombedarfs selbst erzeugen – allerdings nur, wenn sie ausreichend Flächen zur Verfügung haben“, sagte er und forderte Unternehmen und Kommunen zur stärkeren Zusammenarbeit auf: „Kommunen sollten energiewirtschaftlich die bestmöglichen Voraussetzungen schaffen, der heimischen Wirtschaft wettbewerbsfähige Rahmenbedingungen zu bieten. Hierzu wird es aber auch erforderlich, Flächen für die regenerative Energieversorgung bereitzustellen.“
Einen Kollaps vermeiden
Professor Dr. Volker Quaschning klärte die Zuhörer:innen mit eindrücklichen Zahlen über die massiven, von Menschen gemachten Veränderungen in der Natur und ihren Einfluss auf die menschliche Zivilisation auf. „Wenn wir so weitermachen wie bisher, wird die Erde für viele Menschen am Ende dieses Jahrhunderts unbewohnbar sein. Die daraus resultierenden Migrationsströme werden für einen gesellschaftlichen Kollaps sorgen“, warnte Quaschning. Hoffnung mache aber die technische Entwicklung. Das Beispiel Smartphone zeige, wie sich eine neue Technologie innerhalb von 15 bis 20 Jahren in der gesamten Gesellschaft etablieren und verbreiten könne. Nach Ansicht von Quaschning kann das auch mit erneuerbaren Energien funktionieren. „Wir haben kein Technologie- oder Geldproblem. Wir haben ein psychologisches Problem, denn viele Menschen wollen eine unsichtbare Energiewende“, meinte Quaschning. „Doch nur mit einer dramatischen, disruptiven Veränderung können wir die Energiewende schaffen.“ Als Lösungsweg zeigte er die Möglichkeiten für eine klimaneutrale und regionale Energieerzeugung auf. Diese reduziere Abhängigkeiten von den internationalen Energiemärkten und bringe Erzeugung und Verbrauch auf kürzestem Weg zusammen. Quaschning sagte wiederholt und eindringlich, dass die Energierevolution jetzt beginnen müsse und dass es hier keine Alternative mehr gebe.
Gemeinsam Klimaziele erreichen
Zum Abschluss der Veranstaltung konnten die Besucher:innen Fragen an die Referenten sowie an Herrn Manuel Follmann, Verbandsvorsteher des Zweckverbandes Industriepark Region Trier, stellen. Herr Follmann erklärte, welche regulativen Hürden, Restriktionen und Hemmnisse im öffentlichen Bereich, insbesondere auf der kommunalen Ebene zu überwinden sind. Des Weiteren zeigte er auf, wie Lösungsansätze bei der Beschleunigung von Planverfahren, der Flächenbereitstellung durch Gemeinden oder die aktive Projektentwicklung aussehen können.
Ein bedarfsgerechter Ausbau der Energieinfrastruktur sowie Vorrangstellung für erneuerbare Energie ist zwingend notwendig. Dies wurde auch in der Podiumsdiskussion übereinstimmend festgehalten. Um dieses Ziel zu erreichen, ist die Kooperation von Gemeinden, regionalen Energieversorgern, der heimischen Wirtschaft sowie der Wissenschaft von großer Bedeutung. Denn Klimaschutz und Versorgungssicherheit können sicherlich im Kollektiv am effizientesten erreicht werden.